Permanente partielle Blindheit, Taubheit...

Eine Botanikerin, ein Landwirt und ein Städter gehen gemeinsam über eine blühende Almwiese.
Was sehen die Drei?
Der Landwirt sieht die vielen saftigen Blumen und Kräuter, die für sein Vieh eine reichhaltige, geeignete Nahrung darstellen und die eine Grundlage für reichlich gesunde Milch und gesunden Käse abgeben.
Der Städter sieht insbesondere die vielen bunten Blumen, aus denen man sogar, als Alternative zum Blumenladen, einen schönen kleinen Strauß zusammenstellen könnte und das schöne Grün.
Die Botanikerin sieht Pflanzengesellschaften die für diesen Standort typisch sind, dazu fallen ihr die lateinischen Namen ein.
Warum sehen nicht alle drei das Gleiche?
Alle drei haben, gesunde Augen voraus gesetzt, den gleichen Inhalt im Sehfeld. Dieser Sehfeldinhalt ist allerdings im Gegensatz zu dem, was alle drei zu berichten haben recht ärmlich.

Es sind Farbflächen und ihre Grenzen, sowie hell-dunkel Unterschiede.
Alles andere sind Leistungen des geistigen Verstehens, die in die Form von Begriffen geronnen sind. 

Sie erscheinen wie fertig und gliedern das Sehfeld, sodass es erscheint, als seien sie Bestandteil dessen, was das Auge aufnehmen kann.

So zeigt sich, dass wir so sehend sind, wie es uns die Begriffe erlauben, die wir im Leben schon gebildet haben.

Wir sind also permanent partiell blind, taub... usw. 

Wir können aber stets, wo wir gehen und stehen, neue Begriffe bilden und dadurch immer sehender, hörender... usw. werden